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Thomas Kratz zu Gast bei Parisa Kind

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Mit schwarzer und silberner Acylfarbe fertigte der Münchner Künstler Thomas Kratz ein flächenfüllendes Wandbild auf die bestehende weiße Tapete im Flur der Ausstellungsräume in der Darmstädter Landstraße 9. Diese daraus entstandene „dreifarbige“ Abfolge von 12 waagerechten, gleich breiten Farbsegmenten folgt einem mathematischen System, die vom Künstler allerdings mit einem kalkulierten Fehler versehen ist. Dieser Fehler stört die Suche nach einer systematischen Ordnung der Felder.

Wie ein „Intro“ verknüpft dieses Wandbild die beiden Ausstellungsräume im vorderen und hinteren Bereich der Wohnung. Die in beiden Räumen zu sehenden Videos zeigen unter anderem die gleiche (fehlerhafte) Anordnung von Farbabfolgen und nehmen das Thema des Wandbilds wieder auf. Während die Video-Loop-Sequenz im vorderen Raum zeigt, wie in regelmäßigen Abständen eine Hand über die Streifen streicht, ist im Video des zweiten Raums ein Zusammenschnitt unterschiedlicher Raumsituationen zu sehen: die Ausstellungsräume selbst, sowie der Atelierraum des Künstlers, in dem zwei großformatige Bilder hängen, welche ebenfalls die erwähnte Variation von Farbsegmenten aufzeigen. Obwohl die Gemälde für diese Ausstellung entstanden sind, war es die Entscheidung des Künstlers sie per Video als Dokumentation zu präsentieren.
Beim Betrachten dieses Videos fällt auf, daß das Mobiliar der Ausstellungsräume nicht mit dem Mobiliar auf dem Video übereinstimmt. Der Künstler hat die Möbel der beiden Räume weitgehend ausgetauscht, so daß sich das Mobiliar des Wohnzimmers nun im Arbeitszimmer und umgekehrt befindet. Auf Grund der unterschiedlichen Raumgrößen ist das eine Zimmer nun relativ spärlich eingerichtet, während das andere völlig zugestellt wirkt. Die lauten Geräusche, die die Videos begleiten, stammen von einer Spielkonsole und unterstützen den verwirrenden Moment, der sich beim Betrachten des Videos und der Räume einstellt.

Thomas Kratz verwendet in seinen Arbeiten soweit wie möglich Ready-Mades und kombiniert deren Koordinaten in ein eigenständiges künstlerisches System. Die Idee entwickelt sich mit gewisser Flexibilität vor Ort, folgt aber einem konzeptionellen Grundgedanken. Die Konzeption ist raumorientiert und –abhängig. Die hier gezeigte Ausstellung thematisiert zudem die private Räumlichkeit, die zum ersten Mal als Ausstellungsort genutzt wird. Kratz „stört“ mit seinem massiven Eingriff die vertraute Umgebung und stellt eine „Unordnung“ der Räume her. Das als Einladungskarte verwendete Urlaubsfoto spielt ebenfalls mit der Vermischung von Privatsphäre und Öffentlichkeit. Wichtig ist auch die Rückseite der Postkarte, die den Besitzer der in den Videos dokumentierten Bilder zeigt. Die einzelnen Stationen von der Entstehung im Atelier, über die Ausstellung bis hin zum Verkauf, greift Thomas Kratz in der gesamten Arbeit auf.


Die Abfolge lautet: silber, weiß schwarz/weiß, schwarz, silber/schwarz, silber, weiß/silber, weiß, schwarz. In der Farbabfolge der Dreierkombinationen rückt die zweite Farbe der vorhergegangenen Kombination jeweils zur beginnenden auf.


[Fußnote] Der Fehler entsteht dadurch, daß es in der aufrückenden Farbabfolge einen „Dreher“ gibt, so daß sie lautet: silber, weiß, schwarz/silber, schwarz, weiß/schwarz, silber, weiß/ silber, weiß, schwarz.


ThomasKratz

Thomas-Kratz

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