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wie die transmediale ihre unschuld verloren hat

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ein begriff, der im zusammenhang mit der diesjährigen transmediale immer wieder gefallen ist, lautet "freiwillige kollektivschuld". ich denke, eine der ersten personen, die jenes wort in den mund genommen hatten, war verena kuni im gespräch mit dem kunsthistoriker matthias weiss. als zentrales objekt dieser obskuren "freiwilligen kollektivschuld" lässt sich ohne jeden zweifel die netzaktivistengruppe "paffi nüppel" ausmachen. die "freiwillige kollektivschuld" repräsentiert jenen blick auf das beschmutzende subjekt, das in seiner erscheinungen ein kollektives schuldgefühl auszulösen vermag, etwa im sinne von: "mein gott, ich bin auch daran schuld, dass es soweit kommen musste."

das feld, auf dem wir uns bewegen, ist das der akademisch instiutionalisierten informationsredundanz. bei der menge an scheissdreck, der von kunsthistorikerInnen, kuratorInnen, direktorInnen, kritikerInnen und im besonderen auch den rädchen im ökonomischen getriebe, den ach so armen, aber ausgesprochen beredten künstlerInnen tagein, tagaus verzapft und in sämtliche kommunikativen und gesellschaftlichen kanäle [boxen] geblasen wird, ist es kaum verwunderlich, dass eine handvoll systemkritikerInnen die symbolische ordnung mit einem störfeuer an verschiebungen, verdichtungen und verfälschungen von proto-akademischer information zu repervertieren begannen.

jede pompöse ankündigung noch des unbedeutendsten aus der vielzahl von kongressen, die die welt nicht braucht, jeder distinkte pieps eines retroaktiven kunstkopierers oder kopierte-kunst-bewerters zieht nahezu zeitgleich eine vielzahl von kopien seiner selbst nach sich, die die menge von symbolischen tauschbörsen mit nahezu identischen inhalten an eine ganze reihe anderer orten verlegte; teils mit zeitlicher überdeckung, teils zeitverschoben.

was ist echt, was ist unecht? – das imaginäre begann, unbarmherzig die inhaltsleere des distinkten raums zu entblößen. die signifikanten zeigen auf die platzhalter jener leerstellen im akademischen raum, die sich für gewöhnlich in kakophonischen versammlungen von verdummungsspezialistInnen repräsentieren. wie viele andreas broeckmanns hat diese welt? 5? 10? keinen? fiktive personen begannen, andere personen des mutmaßlichen erfundenseins zu denunzieren. wissenschaftliche gesellschaften wie das institute of onkel heinz versorgen die weltöffentlichkeit mit informationen, als ginge es um die wurst, die eines morgens in geert lovinks schlafanzughose bommelte.

die ersten popanze zogen die konsequenz und sich flugs aus dem öffentlich/medialen raum zurück; sebastian lütgert (den ich vor zwei jahren noch selbst ausgestellt hatte), sagte unlängst seinen lange angekündigten vortrag am zkm wieder ab. ja, und auch sie haben, wenn sie bis hierher gelesen haben, offenbar immer noch verdrängt, dass sie längst von einer fiktiven person subvertiert worden sind. – was bleibt, ist ein übler nachgeschmack, den der "kuni"-avatar unlängst am rande eines der wirklich, wirklich unwichtigsten festivals für kunst und aufgekochte medien ausgesprochen hat.

willkommen im transmedialen zeitalter der freiwilligen kollektivschuld.

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2 Kommentare

Re: wie die transmediale ihre unschuld verloren hat

wie die transmediale ihre unschuld verloren hat - 15. February 2005 - 00:36

Bloedsinn senden Sie da die totale menge und wir versichern Sie ein 100% Risiko freie Verwicklung.

Wenn dieser Vorschlag bei Ihnen OK ist und Sie wünschen das Vertrauen auszunutzen, die wir hoffen, auf Ihnen und Ihrer Gesellschaft zu verleihen, dann würden in Ihr Bank-Konto als der Nutznie§er (Verwndter der Kunigunde) gezahlt werden zu einem situationistischem Vertrauen-Fond für waffen und Munitionbesorgung bei einer der netzguerilla in braaniland.

Re: wie die transmediale ihre unschuld verloren hat

wie die transmediale ihre unschuld verloren hat - 15. February 2005 - 02:23

feli?

 

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