Über den Tellerand ins Tor zur Welt
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Doch das Tor zur Welt ist wohl die Heimat (Frankfurt) und das eigentliche Tor (Hamburg) scheint Probleme zu haben, über den eigenen Tellerand hinwegzusehen und überraschte mit einem sehr altbackenem Nachtleben.
Okay natürlich schauen auch die Hamburger gern hinaus in die weite Welt, so trinken sie z.B. gerne Latte Machiato und tragen Prada oder Gucci. (Wenn sie keine Linken sind und auf Rastas und 70iger Trainigsjacken stehen).
Es ging uns (Tatjana und Jonas) aber mehr darum, herauszufinden was in der Nacht passiert. So hatten wir zwar meistens negative Erlebnisse, aber ich denke es sind trotzdem ein paar Tipps, für Dich, der Du Hamburg besuchen möchtest, dabei.
Wir besuchten die Bar Hamburg in St. Georg, eine edle Location im Schwulen Viertel St. Georg, unweit vom HbF. Über eine Brücke betritt man die Bar und findet sich in einem schicken, braunen Ambiente mit einem gemütlichem Raum im Keller und einer exquisiten Cocktail Karte. Viele Couches und wenige Reizpunkte laden zum Entspannen ein. Leider war das Publikum hochnot Spießig (junge Besserverdiener) und der DJ nervte mit altem, lautem House.
Danach gingen wir nicht in die Weisse Maus (nähe Reperbahn), eine lila gestrichene, phantasievoll eingerichtete Bar in der meist Rock'n'Roll läuft, sondern gleich zur Tanzhalle St. Pauli (auch am Kiez) um etwas Elektro zu hören und die Glieder zu bewegen. Für EUR5,- Eintritt bekamen wir 5 Gäste was sich auch im Lauf des Abends nicht ändern sollte. Die Musik war gut, viele neue Beats, leider konnte der Mann hinter den Plattentellern (Name vergessen) nicht auflegen! Jeder Übergang brachte uns ins stolpern. Ich hoffe das dies nicht der Tanzhallen Standart war. Ich habe den Club mit guten DJ's und auch besser gefüllt in Erinnerung.
Am nächsten Abend hatten wir kein Geld mehr, so dass wir versuchten mit EUR 0,- durchzukommen. Den Anfang sollte die Schilleroper im Schanzenviertel, nähe Pferdemarkt machen. Leider war hier ein Konzert und die Türsteherinnen wollten uns nicht 'reinlassen.
Wir gingen zur Astrastube unter der Sternbrücke. Ein kleiner, runtergerockter Laden direkt unter einer Eisenbahnbrücke, in dem es oft (unfreiwillig) skurile Konzerte von Nachwuchsmusikern zu erleben gibt. Kann witzig werden.
Allerdings erfuhren wir, dass der freie Radio Sender FSK eine "Soli-Party" im Fundbureau schräg gegenüber veranstaltete. Die netten Jungs an der Kasse ließen uns passieren und wir betraten das geräumige Büro. Vorne ein kleiner Hang out Raum. Dahinter zwei schmale, lange Räume, von denen der eine als Bar, der andere als Disse fungierte. Alles ist etwas kaputt hat aber Charme.
Nur die Musik: Hardcore und später Soul in der Disse und ein Anfänger am Laptop in der Bar (es wurde ihm gerade gezeigt wie man mit dem Gerät umgeht). Also neee wann leben wir denn? In den 90ern? In den 70ern???
In der Roten Flora (Besetztes Haus im Schanzenviertel) lief Ragga also weiter. Nochmal die Schilleroper probieren. Aber hier erhielten wir eine dermaßen arrogante Abfuhr, dass ich fast auf die Kasse gekotzt hätte. Ein kleiner Underground Laden der eine kleine Underground Band einlädt und dann so ein snobistisches Verhalten. Bääh
Wir vertrieben uns die Zeit damit Leute anzusprechen und sie so vollkommen zu überfordern. ("Ist das der Bus nach Eppendorf?" - " ... ... ... Mh ..." - " Mh? Gute Antwort, Danke auch."). Merke: Der Hamburger hat ein Kontakt Problem (darum auch die Reeperbahn, weil der Hamburger ja auch Geld hat).
Golden Pudel Club am Fischmarkt war der geile Abschluß. Ein winziger, kaputter Laden (kaputt ist die einzige Alternative zu Schnicksi in HH), Eintritt frei und schön overcrowded. Geile Beats. Die DJane wechselte von neuem Techno mit Acid Einflüßen zu Minimals, Elektro, 80's Pop (Betriebsunfall) usw.
War 'ne nette Angelegenheit.
Leider mußten wir festestellen, dass sich die Klangbegeisterung der Hanseaten fast nur auf alte Musik bezieht und die Liebe zu frischer Elektronik, wie sie in Ffm vorhanden ist kaum existiert. Die Bars und Clubs sind meist nett eingerichtet, aber bis auf die Weisse Maus auch nicht sonderlich spektakulär.
So ist Hamburg sicherlich schön am Tag wenn man spazieren oder einkaufen kann (und es gibt auch wirklich schöne Cafés rund um die Marktstraße), Nachts jedoch sind die Straßen zwar sehr belebt, da die Ausgehviertel und Bars eng beeinander liegen, Kreative Elemente waren und Ausgelassenheit haben wir jedoch vermisst.