Thing Frankfurt Blog / Artikel

Ich kann beim besten Willen keinen Kurator erkennen

Veröffentlicht am

Der Titel des Vortrags von Anselm Haverkamp "Unidentified Cultural Objects - Die Zeit der Kuratoren" klang vielversprechend.

Ihm war die Auftaktveranstaltung des neuen Masterstudiengangs Curatorial and Critical Studies an der Uni Frankfurt gewidmet. Am Di., den 2.11. 2010

Leider habe ich nicht verstanden, was der Literaturwissenschaftler Prof. Haverkamp sagen wollte.

Ich bin allerdings sicher, daß folgende Fragen und Themen nicht zur Spache kamen:

- Welche Zeit in "Die Zeit der Kuratoren" eigentlich gemeint ist. Ob wir zB in einer Zeit leben, die dadurch bestimmt ist, daß es (viele) Kuratoren gibt.

- Warum es überhaupt Kuratoren gibt, und welche Funktion sie in der heutigen Kulturpraxis einnehmen.

- Worin die spezifische Tätigkeit der Kuratoren liegt, die sie berechtigt gesondert erwähnt zu werden. Kuratiert von... Warum sie nicht einfach Projektmanager genannt werden.

- Wer die Kuratoren kuratiert, sie also auswählt und gutheisst.

- Warum die Kuratoren (ähnlich wie DJs) in der Regel über den Künstlern stehen, vor ihnen genannt werden, und letztlich die eigentlichen Künstler sind.

Diese Fragen hätte ich für eine Einführung in einen Studiengang Kuratieren und Kritik für angemessen befunden. Aber vielleicht hab mich geirrt. Wer kann aushelfen?

* * *

Als Event in unserem Kalender:
http://www.thing-net.de/cms/event4936.html

Infos zum Studiengang:
http://www.kuratierenundkritik.net

Ähnliche Artikel

---

2 Kommentare

Re: Ich kann beim besten Willen keinen Kurator erkennen

Ich kann beim besten Willen keinen Kurator erkennen - 04. November 2010 - 21:40

Hi hier ein Auszug aus m einem Kunst Essay, Kapitel zu den Kuratoren:

Der Kurator, eine neue Form der Vermittlung oder eine andere „Art“ von Kunst?
Viele der gefeierte Kuratoren, gebärden sich inzwischen selber als “Künstler“ die sie im rein Beuysschen Sinngebungs-Versuch „der Kunst für alle von allen“ (jede/r ist ein Künstler, ..) und seiner Definitionen entsprechend auch sein mögen, ebenso wie alle anderen etwa noch „freien“ Menschen.

Leider sehen sich jene Kuratoren oft ausschließlich als Vermarkter und nur Geschäfts verpflichtete, kritische und kommerziell orientierte Macher und Schaffer von leicht zu verwertenden Kunstwerken.

"Kuratoren-Künstler" in Unterwerfung vor ihren neuen und alten Herrn, den Besitzern und Besitzenden im Gefüge einer derzeit unaufkündbaren Marktwirtschaft.
Kuratoren als Verwerter, Verweser und Vermarkter in dem Sinne, das sie nicht mehr den bisher mühsamen Umweg über authentische Künstler und deren Werke im Verständnis autonomer Produzenten darin, zu machen bereit sind, sondern schneller und Markt-gerechter, flexibler "operieren" wollen.

Denn sie wissen inzwischen am Besten, was der „Markt“ benötigt! So haben viele Kuratoren oft „vorher“, vor ihrer Tätigkeit BWL oder sogar VWL studiert, waren Kunst (?) -Lehrer, Kunstgeschichtler oder sind sonst wie in den Medien- und Kunstmarkt so weit integriert, das sie erkannt zu haben glauben/scheinen, was dieser Markt befielt und benötigt und als solcher "Markt", nicht etwa als "Freuraum" wird er von vielen, etwas weniger zwangsneurotisch besetzt nur noch wahrgenommen.

Kuratoren sind die Manager der etablierten Kunstszene, sie halten das Heft, das Auftragsbuch in der Hand, das Auftragsbuch, die Bücher der vermögenden Gesellschafter einer weltweiten AG, die ihr Geld planvoll und Gewinn-bringend/orientiert in Kunst, aber nur in die "Guten" und wertvollen "Anteile" davon, zu investieren trachtet.

Kuratoren sorgen sich weniger um die Kunst und die Künstler, als um ihren „benefit“ ihr zu Verwertendes, zu steigerndes, auch geborgtes Kapital im Einsatz. Sie sind gewissermaßen die personifizierte am Kapitalverwertungsprozess orientierte Macht, die dafür sorgt, das ebenso im Kunst-Betrieb alles seinen, an den alleinigen Verwertungsabsichten gemessenen, korrekten Lauf nimmt.

Kuratoren waren historisch gesehen einmal Vermögens-Verwalter von/für Menschen mit der Absicht jenen hilfreich und behend zur Seite zu stehen, jenen die aus diversen Gründen zu eingeschränkt waren, ihre wirtschaftlich orientierten Belange zu lenken, nachzukommen und diese in eigener Regie zu verwalten. Heute ist es ähnlich der Künstler schafft das nicht alleine, ist unfähig oder zu sehr auf seine Kunst fixiert, hat nicht das Flair oder davon zu viel. Insgesamt ein Bedürftiger, jemand dem man zu seinem "Glück" verhelfen muss und wie kann es anders sein, das bietet die Geschäftslogik der „ehrbaren“ Kaufleute, dabei ist es geboten "anständig" mitzuverdienen.

Heute verwalten die Kuratoren nicht mehr nur jene Menschen in Not, denen sie hilfreich zur Seite zu stehen vorgeben, sondern sie verwalten einen anderen hinfälligen Bereich, den der „Kommerz-Kunst“ ganz allgemein.
Sie regeln dort und da und helfen darin Menschen, aber weniger den Künstlern selber, obschon (?) als den Verwertern dieser „Aktie“ Kunst. Kuratoren kurieren das Gefälle zwischen verwertbarer, guter und kommerzieller, handelbarer Kunst und dem was diesem Markt nicht “würdig“ genug erscheint und deshalb dort weder sichtbar sein, soll und darf, noch in Erscheinung zu treten hat.

Inzwischen (endlich?) sind einige Kuratoren selber zu Künstlern geworden, haben deren engen Kleider übergestreift, jedoch nicht die verwaschene Malerkluft, sondern den Habitus dessen oder was davon in ihren Augen zählt in ihrem Verwertungs-gemäßen und Kapital-akkumulierenden Sinn und Zweckverstand.

Re: Ich kann beim besten Willen keinen Kurator erkennen

Ich kann beim besten Willen keinen Kurator erkennen - 05. November 2010 - 17:42

Sefan B. Adorno: Geri, hast Du eigentlich verstanden, was dieser Prof. Haverkamp zur Zeit der Kuratoren sagen wollte?
23 hours ago
o
Geri H: meinst du die cura der kuratoren?
diese, die nicht die seele, aber die kultur heilen und sie und ihre protagonisten seit je her aufarbeiten?
nein, du?
23 hours ago
o
Stefan B. Adorno: Die Kuratoren heilen die Kultur? Absurder Gedanke. --- Ich hab nichts verstanden.
22 hours ago
o
Geri H: natürlich ist es absurd. es wurde aber auch wenn etwas wirr eine gewisse allmacht suggeriert. die cura der kuratoren. die cura!
22 hours ago
o
Stefan B. Adorno. Das klingt nachvollziehbar. Auswählen zu dürfen, kann sicherlich ein Gefühl der (All)Macht erzeugen.
22 hours ago
o
Geri H: um macht ging es (mir) weniger. sondern um die universalität. sie sind überall, diese kuratoren. und heissen ausserhalb der kunst booker, dramaturen, a&r's, art buyer, chefköche oder tv-redakteure, die die besten landwirte zur medialen selbstinszenierung aussuchen.
21 hours ago
o
Stefan B. Adorno: Richtig, und DJs!
20 hours ago
o
Geri H: und djs
19 hours ago

 

* * *

Permalink: http://blog.thing-frankfurt.de/artikel347.html

Im Kontext von Thing Book 2004 auch: ›http://www.cms.thing-net.de/artikel347.html‹ (veraltet).


[07/2015] Wegen Serverwechsel können wir die Seite Thing Frankfurt Blog in der bisherigen Form leider nicht mehr weiterführen.

Zur Zeit sind nur ausgewählte Artikel verfügbar.

Wir wollen zu Wordpress wechseln. Wer kennt sich aus mit Datenmigration, MySQL, eXtended RSS und könnte uns helfen? Freundliche Hinweise über Kontakt

Alles andere, Impressum etc auf Thing Frankfurt

Unterstütze uns mit:

© Thing Frankfurt Blog, seit 2002.