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wildwechsel :: Manfred Schneider

14. January 2005

Video Installation

Vernissage: 14. Januar 05 19.00 Uhr
15. Januar - 28. Januar
Öffnungszeiten: Mi. Do. Fr. 16.00 - 19.00 Uhr u.n.V.

Manfred Schneider Monolog und Verhör zugleich, dokumentiert "Interview#" die
Re-Inszenierung intensiv geführter Gespräche und Verhöre über Ideensysteme
und Parallelwelten.
Auf den großformatigen Kohlezeichnungen "Heideknaben II und III" sind Knaben
mit langen Haaren dargestellt, es könnten Hippies sein, aus dem Roman
"Walden" von Henry David Thoreau entsprungen, einem der ersten Werke der so
genannten Alternativkultur. Im Hintergrund ein Pflanzengeflecht oder ein
Psychogestrüpp, chaotische Schlinggewächse in jeder Richtung durcheinander
wachsend, durchsetzt mit Texten (.Gedichte aufsagen.) oder mit verschiedenen
Zeichen (Peacezeichen, Mercedes etc.).

Sowohl die Zeichnungen als auch die Videoreihe "Interview#" beschäftigen
sich mit "romantischen Vorstellungen" von Utopie. Manfred Schneiders
Arbeiten sind Modelle nicht nur im zwei- und dreidimensionalen sondern auch
im ideologischen Sinn.
Wie in den Zeichnungen eine "chaotische Wald- und Gestrüppromantik
thematisiert wird, wird in den Videos auf die romantische Vorstellung von
Theorie-Verwirklichung abgezielt.

In dem Video "Interview#" und "Interview#2" zeigt Manfred Schneider
inszenierte Monologe und Gespräche über Ideensysteme und den daraus
resultierenden Fluchträumen. Dazu wurden Interviews mit Mitgliedern der
ehemaligen AAO Organisation geführt, einer der konsequentesten "Kommunen
der sechziger und siebziger Jahre. Diese Interviews wurden reinszeniert und
durch Schauspieler nachgestellt. Es geht um den Widerspruch von gelebter
Theorie, also echter Erfahrung und "gespielter Wirklichkeit".
Die Frage nach der Verbindung zwischen Kunst und Leben wird insofern
beantwortet, dass sowohl im Gelingen als auch im Scheitern alternativ-
radikaler Lebensformen das Leben enthalten ist. D.h. Kunst und Leben
vereinigen sich in einer Atmosphäre der Unausweichlichkeit, des Beharrens
und des Wegträumens. Die fragmentarischen Auskünfte über das Leben in einer
dieser Gruppen werden immer wieder durch launische Verweigerung der
Schauspieler (Nina Hecklau, Philipp Honscha) konterkariert. Der thematische
Zusammenhang wird immer wieder unterbrochen, das Gespräch gestört,
Lustlosigkeit gezeigt, demonstrativ gesungen, mit dem Handy telefoniert. Das
ständige Rauchen und Biertrinken erzeugt eine latente Aggressivität, die von
der Sprache abgekoppelt ist, da an vielen Stellen nichts gesagt wird.
Das Interview/Monolog vermischt sich mit persönlichen Erfahrungen, mit
Träumen und Kindheitserinnerungen. Die Frage nach Ideensystemen und deren
Verwirklichung und Scheitern tritt in den Hintergrund und die Fragen nach
dem eigenen Lebensentwurf und der Tagesstimmung treten hervor. Das Interview
wird zu einem sublimen Psychodrama, zu mindestens was die Schauspielerin
Nina Hecklau betrifft, die das Scheitern des Interviews regelrecht
inszeniert um von einer Parallelwelt in die nächste zu wechseln.

Ort

Galerie Wildwechsel, Rotlintstrasse 98, 60389 Frankfurt

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