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Atelier < schnipp!? > Frankfurt?

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Hier die News: das Projekt Atelier Frankfurt soll künftig in eine Mietergemeinschaft und eine mögliche Veranstaltungsgesellschaft gespalten werden. So sieht der Plan aus, den der Eigentümer, das Hessische Immobilienmanagement, kürzlich vorstellte.

Einschätzungen zur Lage, und wie es weiter gehen könnte im folgenden Beitrag...

Nach den aufgelaufenen Mietschulden und der folgenden Kündigung hat das Land Hessen als eigentlicher Eigentümer das Projekt Atelier Frankfurt an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Und hier einen möglicherweise entscheidenden Einschnitt vorgenommen.

Die Verbindung zwischen der Ateliervermietung an Einzelpersonen und der Vision gemeinsamen Arbeitens unter einem Dach an einem unabhängigen selbstorganisierten Veranstaltungszentrum war sicherlich der schwächste Punkt an dem ganzen Projekt.

Der allgemeinen Erfahrung entsprechend sind Künstler mehr oder weniger Einzelkämpfer, die nur unter grossen Schwierigkeiten Gruppen und Kooperationen bilden. Dafür steht nicht nur die Kunstgeschichte, - auch meine eigene Erfahrung mit diesem Internetprojekt bestätigt diese nur zu gut.

Der Idealismus des Herrn Siedel, Frontmann, Betreiber, spiritus rector des Projektes, steht hier nicht zur Debatte. Er wollte das einzig richtige tun, nämlich jenseits schnöder Raumbeschaffung auch eine Utopie gemeinsamen interdisziplinären Arbeitens verwirklichen.

Die Sache hat sich so nicht entwickelt. Die Gründe sind komplex, wohl nur von den Betroffenen im Einzelnen nachzuvollziehn. Jeder, der schonmal in einer WG gewohnt hat, weiss um die Probleme des Zusammenlebens.

Die Fragen bleiben: ist der Gedanke des Projektes nach innen klar genug vermittelt worden? Gab es Anreize (oder Sanktionen) an die Mieter sich an der Gemeinschaftsarbeit zu beteiligen? War genügend Transparenz und Demokratie vorhanden, alle einzubinden?

Wurde die Idee auch entsprechend nach Außen kommuniziert? Hier sehe ich Defizite. Schon der eigentliche Name weisst sie auf. Wie auch schon bei 'Raumpool' entsteht auch durch 'Atelierfrankfurt' die Vorstellung, es gehe vor allem um Ateliers.

Wenn Herrn Siedel und seinem Team der Gedanke der gemeinsamen Arbeit so wichtig war, hätten sie auch den Namen des Projektes dementsprechend wählen sollen. Wahrscheinlich wars aber so, daß am Anfang mal die Ateliers, überhaupt das Gebäude in Besitz zu nehmen, an erster Stelle standen, die ganze Konzeption eher nachgeordnet. Das war sicher den Verhältnissen geschuldet, aber am Ende rächt es sich dann.

Leider, fällt nun alles der Hessischen Landesregierung zu, die sich am wenigsten für das Projekt engagiert hat. Zu Beginn wars ein simples Mietverhältnis. Dem Land war sicher egal, wer drin war, Hauptsache er zahlt. Im gleichen Areal haben sie an irgendeinen Club vermietet.

Mit der Kündigung hatten sie dann vor allem die öffentliche Meinung in Bezug auf die 'armen' Künstler gegen sich. Das haben sie nun ausgebügelt. Sicherlich nicht mit grosser Freude, denn nun müssen sie Kontrolle und Abrechnung von Einzelobjekten übernehmen, die sie vorher im Block vermietet hatten. Andere Vorstellungen von Kunst und Kultur spielen hier sicher keine Rolle.

Die gegenwärtige Zeit ist Idealismen eines Herrn Siedel nicht günstig. Hätte er Erfolg gehabt, hätte es geheissen: tolle Privatinitiative! Gescheitert spricht man nun von "ökonomischer Baulandung" und nimmt die Zügel wieder selbst in die Hand.

Zur gleichen Zeit faselt man in der Landeshauptstadt von 'kulturellen Leuchttürmen', Projekten, die die Steuerzahler vermutlich viel teurer kommen werden, als die 'ökonomische Bauchlandung' des Atelier Frankfurts.

Als Fazit lässt sich vielleicht soviel sagen, die jetzige Situation muss nicht das Ende von Atelier Frankfurt bedeuten. Denn nichts spricht dagegen, dass die alten neue Mieter wieder die Initiative ergreifen, und das Haus wirklich so in Besitz nehmen, wie es mal angedacht war.

Bedenklich sicherlich die Vorstellung, es könnte dort Gastronomie von aussen installiert werden. Konflikte wären vorprogrammiert. Aber vielleicht wäre das auch ein Glücksfall, denn nichts eint mehr als ein gemeinsamer äußerer Feind. Eine Rolle, die nicht zu Herrn Siedel passte.

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