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Thing Frankfurt 13.6.1994 - II

13. 6. 1994

Message #3936 - FRISCHMACHERINNEN
Date: 03-Jun-94 20:12
Von: Pit Schultz
An: Hans-Joachim Lenger
Betreff: Kunsttode

SRCAREA: FRISCHMACHERINNEN
FROM : 42:30000/6
REASON : System may not send in this area

AREA:FRISCHMACHERINNEN
B(> Frage nun wohin das Profane rutscht, vielleicht in die Politik?
B(>
HL> Nein, ins Thing-Netz.

Um so besser, lieber Ketzer als Klerus. Sollte Technik also das Geheiligte sein, sein Name unhinterfragbar, sein Zweck ausserhalb unseres Horizontes, so ist ohne Frage der ungeweihten Position der Vorzug zu geben, gel?

Wenn es nun die Fragen sind welche "die Kunst" auszeichnen, dann muss es dieRethorik sein, die heute Kunst so unglaubwuerdig macht. Es wird sich in einer Frage eingerichtet, bestimmte Fragen erhalten aus Gewohnheit bestimmte Antworten, eine Frage wird selbst zur Antwort. Man glaubt den Fragen bald weniger als den Antworten.
Dabei bleibt die offene Frage als leeres Feld unangetastet, sie breitet sich sogar aus und ist im Begriff die sie eingrenzenden Begriffe zu erfassen. Wenn Kunst, Poltik und Wissenschaft (kein Bereich ist unabhaengig vom anderen) die offene Frage nicht institutionalisieren, bleibt diese eine diffuse Gefahr.
Darum gehoert jedes in sein Haus. Der Tod in die Klinik, die Freiheit ins Parlament und die Schoenheit ins Museum.
Eine Zukunft in Sicherheit, wie sie von den Superwahljahrsplakaten winkt, kennt keine Fragen mehr, sie hat das leere Feld besetzt und ist nur noch religioes zu denken.

--- MacWoof Eval:13Nov92
* Origin: thing net point berlin (42:1002/3.6@thingnet)
SEEN-BY: 1002/1 2 4 5 6 7 1004/1 30000/6

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Me ssage #4340 - FRISCHMACHERINNEN
Date: 11-Jun-94 12:42
Von: Stefan Römer
An: Alle
Betreff: Frische
Antworten: -> #4385

Alle, die irgendwie minderheiten-, frauen- oder auslaenderfeindlich sind oder Carl Schmitt Texte veroeffentlichen, sollen gefaelligst ihre verschissenen Aersche aus dem Network packen! Was soll/kann ein mehr gemeinsames Machen sein, für das von S. Beck plaediert ? Da bin ich skeptisch, weil dies hier die Ebene ist, auf der "Gemeinsamkeit" entsteht, in dem wir FrischmacherInnen machen. Allerdings planen wir jetzt gerade eine Party nach der letzten Veranstaltung am 23.6. im Infoladen ab 22.30 (trotz WM?). Wird aber noch genauer bekannt gegeben. Es waere schoen, wenn dann moeglichst viel e FrischmacherInnen auflaufen wuerden!!!!!! Wer will/kann kommen? Gemeinschaft als feste verlae_liche soziale Struktur ist nicht mehr zeitgemae_.

Aufgrund der Aufloesung traditionelle Strukturen und der Unmoeglichkeit eindeutig wiedererkennbare Gruppenzugehoerigkeit in Form von Mode etc. zu symbolisieren (wegen Ueberw achung und folgender Kriminalisierung), wird durch ein theoretisches Flagge zeigen abgelvst. Nicht mehr die Anwesenheit mit einem wie auch immer geartete n out fit ist Gemeinschaftsarbeit, sondern die (diskursive) Auseinandersetzung an politischen Themen lae_t einen anderen Gemeinschaftsbegriff aktuell werden.

Bezueglich dem mehr an Handlung, meine ich, da_ im Projekt eine ganze Menge Handlung drin steckt, was aber fuer jeden anders ist. Diese ueble Trennung, dass Theorie bilden, denken, bauen... keine Handlung sei, bedeutet eine Selbstfatalisierung, Selbstun terschaetzung. Alles Tuen um das Denken zu erweitern, Buecher kaufen und lesen, archivieren, Ideen austauschen, streiten ist hoechst wichtige Handlung (nicht gleich Theorie), die nur durch minimale Einkunftsmoeglichkeiten in unserem Lohntauschsystem hono riert werden. Darin besteht ja gerade wieder eine Erpressung.

Beschaeftigst D u Dich mit Dingen, die wir in unserer Gemeinschaft/Gesellschaft nicht in Profit umsetzen wollen, was nicht notwendig ist f|r die Funktion unseres Systems, wird nicht bezahlt, ha t dadurch keine Existenzberechtigung. Deshalb beruht dissidenter politischer Aktivismus auf Selbstausbeutung, mu_ aber kategorial anders gedacht werden.

Genau hier setzt eine der Grundideen an von FrischmacherInnen: Das label sollte sich eine Oeffentlich keit schaffen, d.h. eine wiedererkennbare Symbolfunktion haben. Was sich jeweils dahinter verbirgt ist nicht von vorne herein zu wissen, mu_ erst erkundet werden.
Ein Netzwerk, eine mediale Basis, ganz egal, wie Du es nenne n willst, es geht um die Praxis , die sich darin entwickelt und, ob sie zu einem nicht handhabbaren Instrumen t jeweiliger Gruppierungen werden kann: strategische Umwandlungen, eine glibberig ungreifbare Anti-Form oder mimetische Polylegierung.

Ich frage mich, wie die wabbernde neokonservative Scheisse da draussen eingeddmmt werden kann. Und da komme ich unter anderem auf die Informationsebene, wie z.B. die Veranstaltung vom Infoladen (7.6.94, VHS, nicht Bonengels "Beruf Neonazi" wurde gezeigt), wo einfach ein Thema in den Raum getsellt wurde, wor|ber in den medien nicht mehr bnerichtet wird, weil es vor den Wahlen von den Parteien und ihren Scheingefechten blockiert werden. Hier gldnzt wieder der Bezug zum Superwahljahr, was als Fak t riesigen Einflu_ auf die Gesellschaft hat, gerade wenn Du Dich nicht um die Wahlen k|mmerst, wirst Du um so stdrker von dem Propaganda-Scheiss beeinflusst. Es gab ja weiter oben die Diskussion darum, ob es nvtig ist, sich mit FrischmacherInnen auf das Superwahljahr zu beziehen. Im uebrigen, wer hat die besten Wahlplakate? love and respect Stefan --- SEEN-BY: 1002/1 2 3 4 5 6 7 1003/1 1004/1

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Message #4341 - FRISCHMACHERINNEN
Date: 11-Jun-94 12:44
Von: Stefan Römer
An: Alle
Betreff: Info-Laden Verabnstaltung[D[D[D[D[D[D[D[D[D[D[D[C[[C[C[C[C[Canstaltung

Mexiko und der Aufstand in Chiapas.
Informationen zur aktuellen Situation, Dias und ein Video.
7.6.94 VHS-Forum, eine Veranstaltung des Info-Ladens Köln

Der Aufstand der Indigenas in Chiapas, dem suedlichsten Bundessaat Mexikos, der am Neujahrsmorgen die MexikanerInnen aus ihrem Kater hochschrecken liess, wenige Tage spaeter ueber undere Bildschirme flimmerte und wochenlang durch unsere Zeitungen geiste rte, scheint schon wieder in Vergessenheit geraten zu sein. Spdtestens nach dem Mord an dem Praesidentschaftskandidaten der mexikanischen Regierungsparte i vor ueber zwei Monaten herrscht in den Medien Funkstille. Lediglich aufmerksame Leserinnen einschla egiger Publikationen zu Lateinamerika haben vielleicht mitbekommen, dass der Konflikt nach einem ersten Gespraech zwischen einem Abgesandten der Regierung und des Ejercito Zapatistas de Liberacion Nacional (EZLN) im Maerz keineswegs beendet ist. Es herrs cht zwar eine Phase des "bewaffneten Friedens", aber das Militaer ist nach wi e vor und sogar verstaerkt in Chiapas praesent. Die Viehzuechter und Grossgrundbesitzer, die um ihre Privilegein fuerchten, machen mobil und erneu t sind Indigenas und Campesinos /as Opfer der Aggressionen ihrer paramilitaerischen Banden geworden. Es kristallisiert sich heraus, dass die Forderungen der Indigenas nach "Land, denen die es bebauen", nach wie vor eine der brisantesten ist, die durch inhaltsleere Absichtserklaerungen der mexikanischen Regierung nicht geloest werden kann. Auch die Forderung nac h "Freiheit und Demokartie" ist in Mexiko derzeit hochaktuell: Die Praesidentenwahlen finden im August statt und es stellt sich die Frage, ob di e seit 65 Jahren regierende Parte i der institutionalisierten Revolution (PRI) sich auch diesmal wieder mit ihren altbewaerten Methoden des Wahlbetrugs ueber die Minmalanforderungen an demokratische Gepflogenheiten hinwegsetzen kann.

Und dies alles vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die MexikanerInnen eigentlich am 1.Januar 1994, dem Tag des Inkrafttretens de s Freihandelsabkommens zwischen Mexiko, Kanada und der USA (NAFTA), zumindest i n der Vorstellung des amtierenden Praesidenten "in der 1. Welt aufwachen" sollten. Der Aufstand de r Indigenas in Chiapas hat diese Vorstellung ziemlich durcheinder gebracht. Breite Teile der mexikanischen Bevoelkerung konnten sich in den Forderungen dem EZLN nach Menschenwuerde, Gerechtigkeit, Land, Freiheit, Demokratie und Erfuellung der elementaren Grundbeduerfnisse wiederfinden. Aber nicht nur die Inhalte der Forderungen , auch ihre klare, verstdndliche und erfrischende Sprache hat den Zapatistas weit ueber die Grenzen Mexikos hinaus viele Sympathien eingebracht. Wie wahrscheinlich viele der interessierten BeobachterInnen stellen wir uns die Frage nach Herkunft und Wesen der vermummten KaempferInnen der EZLN und nach ihren Moeglichkeiten und Chancen fuer eine tiefgreifende Veraenderung in Mexiko. Auf der Veranstaltung werden wir versuchen, unsere Informationen und Einschaetzungen zur Situation zu vermitteln. ---
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Message #4342 - FRISCHMACHERINNEN
Date: 11-Jun-94 12:55
Von: Stefan Römer
An: Verena Kuni
Betreff: FrischmacherInnen
Antworten: #3597 <-

Hi Verena,
Leider hast Du Dich nicht mehr gemeldet. Ich wollte gerne wissen, wie Du das mit "Kuhle Wampe" gemeint hast. Was hat der Brecht-Film Deiner Meinung nach mit FrischmacherInnen zu tun? Oder ging es Dir darum, eine bestimmte Form von Informationsverarbeitung zu hinterfragen? Es waere schoen, wenn Du dazu nochmal etwas schreiben wuerdest. Die Sache mit Peenemuende war zugegebenerweise von mir nicht recherchiert worden, habe mich auf die Angaben der Veranstalter verlassen. Danke fuer den Hinweis.
Ciao Stefan

---
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Message #4385 - FRISCHMACHERINNEN
Date: 11-Jun-94 22:47
Von: Hans-Joachim Lenger
An: Stefan Römer
Betreff: Frische
Antworten: #4340 <-

SR> Alle, die irgendwie minderheiten-, frauen- oder auslaenderfeindlich sind
SR> oder Carl Schmitt Texte veroeffentlichen, sollen gefaelligst ihre
SR> verschissenen Aersche aus dem Network packen!

Darf ich dazu um Erlaeuterungen bitten?

Hans-Joachim Lenger

Hans-Joachim Lenger [ ThingNet: 42:1002/5.10 42:1002/2.12
[ InterNet: hjlenger@p1.thing.fido.de

--- PPoint 1.82
* Origin: Hans-Joachim Lenger - Hamburg - (42:1002/5.10)
SEEN-BY: 1002/1 2 3 4 5 6 7 1004/1

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