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Stefan Beck an Hans Christian Dany - 24.9.1994

24. 9. 1994

Lieber Hans-Christian,
ich wollte mich bei meiner Polemik keineswegs an der Person SSWs, wie Du ihn nennst, festbeissen. Er ist fuer mich hier nur Funktionstraeger. Natuerlich wuerde ich gerne wissen, was ihn persoenlich bewogen hat, „Sei dabei“ zuzustimmen. Das weisst Du sicher besser als ich. Aber fuer das Zustandekommen eines solchen Projektes muss ich gar nicht EINEN Grund annehmen. Mich beschaeftigt eher, was im Allgemeinen ein solches Projekt moeglich gemacht hat. Und hat seine Bedingtheit eventuell auch SSW bewogen dem zuzustimmen?

Mir geht es nicht darum, ob hier jemand durch die ein oder andere Weise dem Museum „entgeht“, das kann tatsaechlich auf vielfaeltige Weisen geschehen, am Besten, man/frau wird gar nicht erst Kuenstler, sondern, ob erstmalig das Museum (als Arbeitskreis Bildende Kunst, Kulturbehoerde oder wer auch immer) selbst Anlass gegeben hat, ausserhalb des Museums zu arbeiten. (Nicht, dass schon laengst unbeauftragt ausserhalb des Museums gearbeitet wuerde. Das geschieht ja permanent.) Gibt es sich damit auf oder erweitert es seine Macht damit?
Hat es nicht in Hamburg eine auffallende Haeufung von Ausstellung gegeben, die das Abseitige, Ungekonnte, Ungekuenstlerte zum Thema hatten (Backstage, Hamburger Pommes Ketchup, Dualer Pinsel)? Von wem geht das aus? In wessen Vorteil steht es? Ehrlich, ich koennte mir nicht richtig vorstellen, dort mit dabei gewesen zu sein. Bei „Sei Dabei“ dabei gewesen zu sein, hat mir schon genug Bauchschmerzen bereitet. Wenn ich nur den Katalog sehe, kommt mir das Kotzen. Dass meine Forderung nach einem Honorar sich dermassen eingraebt, laesst mich zu dem Schluss kommen, dass ich der einzige Idiot war, es dermassen offen („heroisch“) vorzubringen, andere werden das unbemerkter abgezweigt haben.
Herzliche Gruesse
Stefan Beck

PDO